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Sci-Fi trifft Ägyptologie: “Es kann nur einen Ra geben!”

Religionswissenschaftsblog

Wie der Film “Stargate” die Mythologie des Alten Ägyptens mit außerirdischen Gottheiten verwebt und so die Gottesvorstellungen neu interpretiert

Cairo, 1928. Bei Ausgrabungen wird unter dem Schlussstein einer Pyramide ein rätselhaftes Gebilde gefunden. Niemand ahnt, welche Bedeutung es haben könnte, nur eines steht fest: Es ist nicht von der Erde!

Mit diesen Worten wird der Film Stargate (1994) auf dem DVD-Cover angekündigt. Der von Roland Emmerich gedrehte Film erschien im Jahr darauf im deutschsprachigen Raum und spielte laut IMDb weltweit geschätzt 196 Millionen US-Dollar bei einem Budget von 55 Millionen US-Dollar in die Kinokassen. Das Sci-Fi-Spektakel aus den 90ern kann somit als großer finanzieller Erfolg betrachtet werden. Dieser legte auch den Grundstein für eine weltweite Kultbewegung und führte knapp drei Jahre später bereits zum ersten Spin-off, der Serie Stargate SG-1. Gerahmt wird der Film durch Elemente und Anknüpfungspunkte an die Mythologie und Religionsgeschichte des Alten Ägyptens im Alten und Mittleren Reich.

Eine “ägyptische Religion”?

Das Land am Nil wird klassischerweise mit der Religion der Pharaonen assoziiert, die sich über fast drei Jahrtausende unserer Zeitrechnung hindurch halten konnte und erst im vierten Jahrhundert n. Chr. mit der Ausbreitung durch das Christentum ihr Ende findet. Den Beginn des ägyptischen Religionssystems setzt man heutzutage in der Forschung bereits sehr früh um 10.000 v. Chr. an. Von einer “ägyptischen Religion” kann man dann spätestens ab der dynastischen Zeit (ca. ab dem 3. Jahrtausend v. Chr.) sprechen.

In der ägyptischen Religion gibt es viele verschiedene Götter und Göttinnen mit unterschiedlichen Aufgaben und Zuständigkeiten – gemeinsam haben sie jedoch, dass sie alle bildlich darstellbar sind. Ein Gott kann mitunter mehrere Darstellungsformen besitzen. Neben den klassischen Regalien, also mit Bart, Krone, Zepter oder besonderer Kleidung, werden die Gottheiten auch mit der Übernahme tierischer Formen dargestellt. Dieser sogenannte Zoomorphismus stellt dann Horus als Falke, Re-Harachte als Krokodil oder Anubis als Schakal dar.

Der Pharao und die Götter

Prinzipiell wird der König von Ober- und Unterägypten mit dem Begriff “Pharao” bezeichnet. Der Wortwurzel nach ist damit nicht nur gemeint, dass der König ein guter Gott ist, sondern weist auch ohne Zweifel darauf hin, dass es sich hier um ein Wesen göttlichen Charakters handelt. Die Person spiegelt eine Art Dualität zwischen seiner göttlichen Funktion und trotzdem menschlichen, irdischen Begrenztheit wider. Für die Ägypter damals war ein Gott genauso real in der Welt, wie auch das Wasser im Fluss Nil.

Die Gottesvorstellung, wie im Film, so auch im Alten Ägypten, ist eine polytheistische, die sich über einen längeren Zeitraum konsolidiert und verschiedene andere Gottheiten anderer Kulturen nach und nach hineinnimmt. Die Hauptgottheiten wechseln im Laufe der Zeit, so steht Horus dem Pantheon als höchster Gott am Anfang vor, wird dann im dritten Jahrtausend langsam durch den Sonnengott Re ersetzt. Der Sonnengott Re macht ihm dabei seine zentrale Stellung für Staat und Lebensführung streitig, letztlich verschmelzen die ikonografischen Elemente von Horus und Re zur Darstellung der “Flügelsonne” und so gehen Eigentümlichkeiten von Horus nach und nach auf Re über. Re wiederum verliert am Ende des Alten Reiches (ca. um 2200 v. Chr.) seinen Vorsitz an den Totengott Osiris.

Nachhilfe im Pyramidenbau?

Der Film Stargate präsentiert gleich nach seiner Intro-Sequenz in Ägypten die These durch Dr. Daniel Jackson, im Film noch von James Spader gespielt, dass die Pyramiden weitaus älter sind, als bisher in der Forschung angenommen wurde und auch, dass diese durch Außerirdische erbaut wurden. Dies bringt uns gleich zum ersten Betrachtungspunkt unserer Gottesvorstellung: Die wahren Erbauer beziehungsweise Auftraggeber der Pyramiden waren nicht die Menschen des Alten Ägyptens, sondern Außerirdische, die sich als deren Gottheiten ausgegeben haben. Wie sich später im Film herausstellt, dienten die Pyramiden nämlich als irdische Landeplattform für ihre Raumschiffe.

Foto aller Pyramiden von Gizeh

Wer hat sie erbaut? Der Beginn einer Verschwörungstheorie …

Getty Images/iStockphoto

Die Idee, dass Außerirdische den Menschen in der Antike beziehungsweise Vorgeschichte unter die Arme gegriffen haben, ist nicht ganz neu. Um die Thematik hat sich auch eine eigene Parawissenschaft gebildet: die Prä-Astronautik. Natürlich muss an dieser Stelle gleich angefügt werden, dass diese “Wissenschaft” im akademischen Umfeld eher als “Pseudowissenschaft” gilt, unter anderem auch, weil die Thesen nicht wirklich belegbar sind. In diesen Bereich greift das Genre des Sci-Fi ein und baut auf grundlegende Erkenntnisse aus Natur- und Humanwissenschaft auf, die dann als Quelle der Inspiration für Unglaubliches in der vermeintlichen Erzählung von wissenschaftlichen (Rand-) Diskursen die menschliche Phantasie anspornt. So scheint das Alte Ägypten einen Hotspot für solche Überlegungen darzustellen. Mit den klingenden Buchtiteln “Verbotene Ägyptologie” oder “Stargate-Verschwörung” wird suggeriert, dass, ähnlich wie in der späteren Stargate SG-1 Serie, Regierungen der Welt im Geheimen Waffen- und Forschungsprojekte mit Technologien von Außerirdischen betreiben und sogar eine Art Geheimgesellschaft existiert, die über weit mehr Wissen verfügt, als sie zugeben würde. Diese präastronautischen Motive und Narrative lassen sich fast lückenlos in zeitgenössische Verschwörungstheorien überführen.

Die Goa’uld

Für den hier betrachteten Film Stargate wird das Götterbild aus dem Alten Ägypten entlehnt. Die außerirdische Rasse, die “Goa’uld”, sind eine parasitäre Lebensform, die den Menschen als Wirt benötigt, um zu überleben. Der Film nimmt dabei direkt auf diese Gottheiten Bezug und (v)erklärt sie als Angehörige einer außerirdischen Rasse, die der damaligen menschlichen Bevölkerung, sowie auch heute teilweise im Film und der späteren Serie, technologisch überlegen waren. Die anderen Gottheiten, die nicht im Film aus 1994 vorkommen, stellen sich dann in der Spin-Off Serie Stargate SG-1 als weitere Anhänger der Goa’uld heraus, die auch in einer Art Hierarchie zueinander leben und sich bekriegen.

Die Rahmenhandlung des Filmes wird mit der Ankunft auf dem fremden Planeten Abydos erklärt: Die dort ansässige Bevölkerung erinnert stark an die Kultur und Gesellschaft eines Wüstenvolkes aus dem Alten Ägypten. Sie werden durch die von ihnen angebetete Gottheit Re, den ägyptischen Sonnengott, unterdrückt, versklavt und zur Arbeit in Minen gezwungen. Wie sich dann herausstellt, stammen sie ursprünglich von der Erde, wo auch Re die damalige ägyptische Bevölkerung unterdrückte und ausbeutete und sie auch durch das Sternentor auf weit entfernte Planten verschleppte, damit sie für ihn arbeiteten. Für die Erde wird die Geschichte dann so weitergesponnen, dass sich die damalige Bevölkerung gegen Re aufgelehnt habe, die Aufseher Res tötete und das Sternentor mit schweren Steinen belegt vergrub – ebendieses wird dann 1928 zu Beginn des Filmes wieder ausgegraben. Dieser Verweis könnte sich durchaus auf das vorher beschriebene allmähliche Verschwinden des Sonnengottes Re in der Verehrungspraxis gegen Ende des Alten Reiches beziehen beziehungsweise in diese Richtung hingebogen werden. So werden der Kult und die Verehrung rund um Re immer weniger und der Kult um den Totengott Osiris tritt in den Vordergrund.

Der Goa’uld, den das Stargate-Team auf ihrer ersten Mission auf Abydos trifft, verkörpert den Sonnengott Re. Sein Auftreten in der Serie folgt erwartbaren Symboliken eines Pharaos. So trägt er eine Pharaonenmaske und wird durch zwei Horus-Wachen, seiner Leibgarde, flankiert. Die Erzählung ordnet hier, wie bereits geschildet, den Sonnengott als einen eigentlichen Außerirdischen ein, der den bestehenden Kult vorfand und sich zu eigen machte.

Die Aufseher beziehungsweise Leibgarde des Sonnengottes Re sind die Jaffa. Sie werden auch als “Serpent Guards” (dt.: “Schlangenwächter”) beziehungsweise im Film aus 1994 noch als “Horus Guards” bezeichnet. Ihre Rüstung besteht unter anderem aus einem sehr auffallenden Helm. Diese Helme sind dabei Tieren aus der ägyptischen Mythologie nachempfunden. So sieht man gleich im Film die Wächter mit Helmen in Form eines Falken, was natürlich auf den Gott Horus referenziert, oder in Form eines Schakales, was sich auf den ägyptischen Gott der Totenriten, Anubis, bezieht. Ebenfalls trägt eine weitere Wache eine Art Schlangenhelm, womit die Uräusschlange des Gottes Apophis gemeint sein wird. So schafft man es auch hier geschickt, bekannte Symbole und ikonografische Darstellungselemente mit der Geschichte des Sci-Fi Filmes zu verweben und so vordergründig Erklärungsmuster und Deutungen zu schaffen und Brücken in eine vermeintliche historische Basis zu schlagen.

So wie in der ägyptischen Mythologie erfährt auch der Goa’uld, der sich als Re ausgibt, im Film gottgleiche, wenn nicht göttliche Verehrung in seiner menschlichen Gestalt. Die Darstellung mit tierischen Attributen verfolgt die Serie durch die Horus-Wachen und deren Gestaltung der Helme. Gleich in der ersten Folge des Spin-Offs Stargate SG-1 zeigt sich dann ein Goa’uld in Gestalt eines ägyptischen Gottes ebenfalls mit einem Schlangenhelm. Im Film wird Re als tatsächlicher Gott und zugleich herrschender Pharao dargestellt. Der Blick in die Historie zeigt aber, dass sich der Pharao in der Zeit des Alten Reiches nicht als Gott darstellt, sondern sich erst ab der vierten Dynastie als “Sohn des Re” tituliert.

Fazit

“Es kann nur einen Ra geben!”

… sagt Ra, nachdem ihm Daniel Jackson vorgeführt wird und er das Amulett um seinen Hals erblickt. Der Film Stargate aus dem Jahr 1994 stellt den Startpunkt eines äußerst erfolgreichen Franchises im Sci-Fi-Genre dar. Gerahmt wird der durch Elemente und Anknüpfungspunkte an die Mythologie und Religionsgeschichte des Alten Ägyptens im Alten und Mittleren Reich. Durch das Hereinnehmen der Außerirdischen als vermeintliche Gottheiten des Alten Ägyptens bedient man sich bereits vorhandener Narrative und Motive der Präastronautik und schafft so ein großes Filmuniversum. Dieses Verbinden von allgemein bekannten historischen Theorien und Darstellungen von Kultur-, Religions- und Weltdeutungssystemen mit tagesaktuellen Thematiken zeichnet das Sci-Fi-Genre aus. Dieses Rezept findet durch die Filmgeschichte hindurch immer wieder Verwendung, so werden die nordischen Gottheiten im Marvel-Universum auch als außerirdische Rasse erklärt. An dieser Stelle sei noch der Ausblick gegeben, dass in der Serie Stargate SG-1 dann ebenfalls die nordischen Gottheiten als außerirdische Spezies der Asgard in die Serie eingebunden werden. Weiters findet so ein Verweben von historischer Realität mit präastronautischen Ideen im Film Prometheus – Dunkle Zeichen von Ridley Scott aus dem Jahr 2012 Anklang.

Zusammengefasst wird die Religion des Alten Ägyptens ausschnittsweise im Film Stargate wiedergegeben, wenn auch verschiedene historische sowie religionsgeschichtliche Aspekte dabei durcheinandergebracht und um den Erzählstrang von Außerirdischen erweitert werden. Der Standard (Markus Wiener, 17.9.2024)

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