Video und Fotos-Sinner nach Triumph nachdenklich

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Jannik Sinner hat sich nach dem Sieg bei den US Open, seinem zweiten Major-Titel nach Melbourne im Jänner, nachdenklich präsentiert. Die Nummer eins der Welt aus Italien sprach nach dem 6:3 6:4 7:5-Finalsieg in New York gegen Lokalmatador Taylor Fritz über „schwierige Momente“. Neben dem bereits bekannten Dopingwirbel um ihn hatte er auch schlechte Nachrichten aus dem privaten Bereich.
Seine Tante sei krank, so Sinner, ihr widme er den Titel. „Sie ist ein sehr besonderer Mensch in meinem Leben“, sagte der 23-Jährige. Er wisse nicht, wie lange er sie noch in seinem Leben haben werde. Schon als er jung gewesen sei, habe die Tante ihn zu Skirennen gefahren. „Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich mehr Zeit mit den Menschen verbringen, die mir wirklich etwas bedeuten. Im Sport können leider Dinge passieren, aber das wahre Leben ist etwas anderes.“
Neben den Sorgen um seine Tante beschäftigt ihn auch die wie eine dunkle Wolke über ihm hängende Affäre um seinen Dopingfreispruch. „Es war ein bisschen in meinem Kopf, und ist es immer noch“, gestand der Südtiroler. „Es ist nicht verschwunden.“ Um Abstand zu gewinnen, wird Sinner nun nicht im Davis Cup für Italien spielen, sondern erst wieder bei den Turnieren in Asien einsteigen.

Freispruch kurz vor Start der US Open
Erst kurz vor den US Open war öffentlich geworden, dass Sinner bereits im März zweimal positiv auf das verbotene anabole Steroid Clostebol getestet worden war. Der Weltranglistenerste durfte trotzdem weiterspielen, wenige Tage vor Start des Grand-Slam-Turnieres erhielt er den Freispruch. Seine Erläuterung, dass das verbotene Mittel durch eine Massage versehentlich in seinen Körper gekommen sei, wurde als schlüssig angesehen.
Mehrere Kontrahenten wie etwa Novak Djokovic prangerten in New York allerdings eine Ungleichbehandlung mit anderen Spielern in ähnlich gelagerten Fällen an. Dass Sinner wirklich etwas Verbotenes getan haben könnte, mutmaßte jedoch kaum jemand. „Congratulazioni“, gratulierte so auch Djokovic kurz nach dem Matchball über die sozialen Netzwerke.
Sinner zeigt Nervenstärke
„Forza Jannik“, schrieb Boris Becker und lobte die „mentale Stärke“ Sinners. „Nach einigen schwierigen Monaten, in denen alles auf dem Spiel stand, hat dein unerschütterlicher Glaube in die Wahrheit den Unterschied gemacht.“
Auch im Finale zeigte sich Sinner nach außen ungerührt und dominierte gegen Fritz in dessen erstem Grand-Slam-Finale klar. Im dritten Satz schöpfte der US-Amerikaner mit dem Break zum 4:3 zwar noch einmal Hoffnung, sodass auch Popsuperstar Taylor Swift auf der Ehrentribüne jubelnd auf und ab sprang. Doch Sinner zeigte keine Nerven. „Sinner erobert Amerika“, titelte die „Gazzetta dello Sport“.
Generationswechsel wohl vollzogen
Erstmals seit 2002 gewann diese Saison keiner der „Großen Drei“ – Novak Djokovic (37), Rafael Nadal (38) und der schon zurückgetretene Roger Federer (43) – einen Grand-Slam-Titel. Stattdessen gingen jeweils zwei Trophäen an Sinner und den 21-jährigen Spanier Carlos Alcaraz. „Es ist schön, neue Champions, neue Rivalitäten zu sehen“, sagte Sinner. „Es ist gut für den Sport.“
Mit dem jeweiligen Doppelcoup der beiden Jungstars dürfte der Generationswechsel im Welttennis vor dem Abschluss stehen. Bei Nadal ist es nur noch eine Frage des Zeitpunkts, wann er seinen Rücktritt bekanntgibt – vielleicht wie einst Federer schon in weniger als zwei Wochen beim Laver Cup in Berlin (ab 20.9.). Und auch Djokovic hat mit dem Olympiatriumph von Paris sein größtes noch verbliebenes Ziel erreicht. Bei ihm ist aber der 25. Major-Titel und der damit alleinige Allzeitrekord noch ein Ansporn.
So darf sich die nächste Generation verstärkte Hoffnungen machen. „Vielleicht ist es etwas offener geworden“, sagte Fritz über die Chancen bei den großen Turnieren. „Du musst nicht unglaublich gut spielen, um in einem Turnier weit zu kommen.“